Die rheinische

 

1939

-

1945

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 7

 

 

Kriegstagebuch 7:  1 . April 1942 - 31. August 1942

 

 

 

 


 

 

 

 

Am 1. April 1942 wurden stärkere Truppenbewegungen des Gegners südlich und nordostwärts von Tschernytschi beobachtet.

Es wurde weiterhin ein stärkerer Angriff auf den Ort erwartet.

Auf Lutownja gab es fünf hintereinander geführte, stärkere Angriffe, die alle vom verstärkten I./IR 317 abgewiesen wurden.

Bei der Division hatte man den Eindruck, das der Gegner die Masse seiner Kräfte zum Durchstoß über Lutownja auf den

Bahnhof Duminitschi und die Bahnlinie zusammenfasste.1

 

Das Halten des Ortes wurde daher als besonders wichtig angesehen.

 

Am gleichen Tag wurde der Division die I./AR 216 mit drei Batterien und insgesamt 10 leichten Feldhaubitzen 18 unterstellt.

Die der Division unterstellte 4. und 5./AR 88 wurden wieder zur 18. Pz.Div. zurückgeführt.

 

Am gleichen Tag auch Ausgabe des Divisions-Befehls über die Kampfführung in der Shisdra-Stellung und deren weiteren Ausbau.2

Danach war die Stellung unter allen Umständen bis zum letzten Mann zu halten.

Die Hauptkampflinie verlief vom Resseta-Grund am rechten Divisions-Abschnitt südostwärts Klinzy entlang des Shisdra-Grundes bis einschließlich Usty.

 

Von der neu unterstellten I./AR 216 hatte die 2. Batterie am 2. April Feuerstellung westlich Buda bezogen, die 3. Batterie befand sich im Anmarsch über Usadba.

Die 4. Batterie bezog am Abend Feuerstellung nördlich Usadba.

 

Beobachtungen bei Dubrowka und nördlich Klinzy zeigten am 3.April, das das Eis der Shisdra langsam brüchig wurde.

Man rechnete bei Anhalten des Tauwetters mit dem vollständigen Auftauen des Flusses in den nächsten Tagen.

 

Ab 4. April konnte die Division mit der Zuführung einer Batterie mit schweren F.H. 18 rechnen.

Die als Korpsreserve eingesetzte Aufklärungs-Abteilung 10 wurde ebenfalls ab 4. April in den Raum der Division verlegt,

um jederzeit im Abschnitt der Division eingesetzt werden zu können.

 

Zum Stichtag 5. April 1942 besaß die Division eine Gefechtsstärke von 5.352 Mann und eine Kampfstärke von 4.111 Mann.3

 

Starke Verkehrsbewegungen beim Gegner auf den in die vorderen Linien führenden Straßen im Laufe des 5. April ließen auf das Heranführen neuer, starker Feindkräfte, darunter auch Artillerie, schließen.

Die Division rechnete nun mit einem Feindangriff auf den Brückenkopf Dubrowka und auf die Stellungen nördlich Kremitschnoje.

 

In der Nacht vom 5. auf den 6. April gab es starke gegnerische Luftangriffe mit Bombenabwürfen auf Buda,

den Bahnhof Paliki, Usadba und Usty.

 

An der Divisions-Front wurden an gegnerischen Einheiten festgestellt:

Im östlichen Abschnitt Regimenter der 324. Schützen-Division, im westlichen Bereich Einheiten der 97. Schützen-Division.

Ein Überblick der Division über die Feindverluste ergab über 600 Gefallene, sowie mindestens die gleiche Zahl an Verletzten.

Diese Zahlen beruhten auf Zählungen, Beobachtungen der eigenen Waffenwirkung, sowie Aussagen von Gefangenen.

 

Die eigenen Verluste der Division zwischen 2.4. und einschließlich 5.4. betrugen 21 Gefallene, darunter 1 Offizier,

sowie 77 Verwundete, darunter ebenfalls ein Offizier.

 

Die Aufklärungs-Abteilung 10 traf am 6. April im Divisions-Abschnitt ein und wurde in Paliki untergebracht.

In den Morgenstunden des 6. April wurden im Abschnitt des IR 317 drei schwere Angriffe unter hohen Verlusten

für den Gegner abgewiesen.

Die der Division zugewiesene 12./AR 220 traf am Tage am Bahnhof Paliki ein und wurde ausgeladen.

 

Der Auftrag für diese Batterie für den 7. April war die Bekämpfung der beiden am Waldrand 1 km nordostwärts Dubrowka stehenden Panzer und der im gleichen Raum stehenden Feindbatterie.

 

Am Nachmittag des Tages wurden neue gegnerische Bereitstellungen nördlich Usty, nördlich Dubrowka, sowie beiderseits Kolpina festgestellt, so dass die Division mit einem neuen Angriff in der Nacht auf den 7. April rechnete

 

Die Shisdra war inzwischen soweit aufgetaut, das sie schon als Panzerhindernis angesehen werden konnte.

Bei Tage stand auf der zum Teil schon brüchigen Eisdecke das Wasser 20 bis 30cm hoch, das durch den Nachtfrost aber wieder leicht anfror.

 

In den Morgenstunden des 7. April gelang es dem Gegner mit etwa 250 bis 300 Mann westlich Kolpina über die Shisdra bis auf 150m an das Krankenhaus Dubrowka heranzukommen.

 

Der Angriff brach jedoch im zusammengefassten Feuer der Infanterie und schweren Waffen zusammen.

Am selben Tag wurden gegnerische Artillerie-Batterien ostwärts Poljaki durch eigene Artillerie in Verbindung mit einem Aufklärungsflugzeug wirksam bekämpft.

Da sich diese Vorgehensweise als Erfolg herausstellte, wurde für den nächsten Tag eine Wiederholung geplant.

Es erwies sich, das der Gegner das deutsche Artilleriefeuer sehr fürchtete.

Daher wurden Feuerschläge zu 100 bis 120 Schuss von mehreren Batterien gleichzeitig auf einen eng begrenzten Raum vorbereitet.

 

Die 12./AR 220 war am Abend des Tages mit zwei Geschützen feuerbereit.

 

Bei Dubrowka und der Eisenbahnbrücke versuchte der Gegner am 8.4. wiederholt mit Stoßtrupps in Stärke von bis zu 100 Mann in die deutschen Stellungen einzudringen, er wurde jedoch jedes Mal unter erheblichen Verlusten zurückgeschlagen.

Die Vorstöße des Gegners waren nach Meinung der Division zum Teil geschickt angesetzt,

hatten jedoch wegen des „verzettelten“ Kräfteeinsatzes an keiner Stelle Erfolg.

 

Ein Feuerüberfall der eigenen Artillerie mit vier leichten und einer schweren Batterie am gleichen Tag auf Bereitstellungen des Gegners im Wald 1km nordostwärts Dubrowka zeigte Wirkung, der Gegner verließ fluchtartig seine Bereitstellungen,

die dort stehenden Batterien schwiegen seit dem Überfall.

 

Trotz der harten Abwehrkämpfe schritt der Stellungsbau im Abschnitt voran.

Bis 9. April wurden 142 Anlagen fertig gestellt, 23 Anlagen waren im Bau, weitere 41 waren noch geplant.

Dieses bei einer Abschnittsbreite von 28km.

 

Im Wald und dem unübersichtlichen Gelände im rechten Abschnitt wurde insbesondere an Draht- und Baumsperren gearbeitet, um ein durchsickern feindlicher Spähtrupps zu verhindern. Besonders wurde der Ausbau der Batterie-Stellungen zu Rundumverteidigungsanlagen betrieben.

 

Auf Befehl des XXIV. Panzer-Korps wurde hinter der aktuellen Stellung eine rückwärtige Stellung erkundet.

Mit deren Ausbau sollte begonnen werden, sobald Kräfte aus der vorderen Linie verfügbar waren.

Gegen 12:00 Uhr des 9. April brach der Gegner überraschend aus dem Shisdra-Grund nordostwärts Klinzy mit 8 Panzern gegen den Ort vor.4

Zunächst wurde der Vorstoß durch Sperrfeuer der Artillerie aufgehalten und die Panzer zogen sich in den Wald zurück.

Gegen 13:30 Uhr fuhren sie, begleitet von Infanterie, erneut vor.

Nun waren es zehn Panzer, darunter auch zwei T 34.

Gleichzeitig wurde Klinzy von 1 – 2 Bataillonen aus Osten und Südosten angegriffen. Die Panzer drangen gegen 14:45 Uhr in Klinzy ein und schossen mehrere Häuser in Brand. Unter ihrem Schutz gelangte die gegnerische Infanterie bis auf 300m an das Dorf heran, an einigen Stellen sogar in das Dorf hinein.

Im Verlauf des Kampfes konnten 4 Panzer abgeschossen werden, die eingedrungene Infanterie wurde im Gegenstoß zurückgeworfen.

Zur Unterstützung wurde die Reserve-Kompanie des IR 365 nach Klinzy, sowie die 1./IR 317 zur Verfügung der Division nach Budskije-Wyselki in Marsch gesetzt.

Die Korps-Reserve AA 10 wurde der Division auf Antrag zur Verfügung gestellt und nach Budskije-Wyselki verlegt.

Am Abend war Klinzy wieder fest in deutscher Hand, die sowjetischen Panzer hatten sich Richtung Norden zurückgezogen.

Obwohl die Shisdra-Furt nachhaltig vermint war, war es dem Gegner gelungen, den Bach zu überqueren. Der Angriff erfolgte, geschätzt, in der Stärke von mindestens zwei Regimentern. Mit einer Wiederholung am nächsten Tag wurde gerechnet.

 

Der Entschluss der Division war, das der Gegner unter allen Umständen vom südlichen Shisdra-Ufer  5

Der entspechende Befehl wurde vom Ia um 22:30 Uhr an den Kommandeur des IR 365 durchgegeben.

 

Da das Tauwetter anhielt, wurde der Zustand der Straßen und Wege immer schlechter, selbst der Verkehr mit Panje-Wagen war sehr erschwert.

Fußtruppen konnten in der Stunde nicht mehr als 2km zurücklegen. Dies erschwerte die Heranführung der Verstärkungen für das IR 365.

Der Marsch durch den teilweise knietiefen Schlamm war für die Männer außerdem extrem ermüdend.

 

Um 8:15 Uhr des 10. April trat die Gruppe Hülle (IR 365) nach Artillerie-Vorbereitung mit zwei verstärkten Kompanien zum

Gegenangriff gegen die noch südlich der Shisdra liegenden gegnerischen Verbände an.

Der Angriff kam anfangs gut voran und kam bis in das Waldgelände 400 m südlich der Shisdra-Furt vor.

Dort stießen die eigenen Kräfte auf einen starken, durch Panzer unterstützten Gegenstoß in Stärke von ungefähr einem Regiment.

Der sich entwickelnde Kampf war für beide Seiten verlustreich.

 

Die Division setzte als Unterstützung für die Gruppe die 3./Pionier-Bataillon 211 und den Radfahr-Zug 306 nach Klinzy in Marsch.

Im Laufe des Vormittages konnten zwei sowjetische Panzer in Brand geschossen werden, sie konnten sich jedoch in den Wald zurückziehen.

Es gelang schließlich, den Gegenangriff zum Stehen zu bringen und die gewonnene Linie zu halten.

Es war jedoch der Einsatz zwei weiterer Reserve-Kompanien erforderlich.

Erst gegen Abend flaute die Gefechtstätigkeit etwas ab.6

 

Da die Angriffe des Gegners am 9. und 10. April abgeschlagen wurden, versuchte er nunmehr in den frühen Morgenstunden des 11. April mit etwa 300 Mann von Nordosten auf Retschiza vorzustoßen.

Der Angriff konnte 500m vor dem Dorf zum Stehen gebracht werden, obwohl die Besatzung des Abschnittes durch Abstellungen an das IR 365 geschwächt war. Durch einen sofortigen Gegenstoß konnte der Gegner wieder über die Shisdra zurückgeworfen werden.

Weitere gegnerische Verbände im Gelände nördlich Retschiza konnten am Nachmittag zurückgedrängt werden.

Die Anfangs bedrohliche erscheinende Lage bei Retschiza war damit bereinigt.

Ein erneuter eigener Angriff gegen den Gegner an der Shisdra-Furt nördlich Klinzy am Vormittag des Tages stieß erneut auf einen sehr starken Gegner, der durch drei Panzer unterstützt wurde.

Daraus entwickelten sich schwere, für beide Seiten verlustreiche Waldgefechte.

Die 4. Panzer-Division unterstützte die schweren Kämpfe der Division durch Einsatz von zwei Panzern, sowie eine bei Chatkowo liegende Batterie schwerer Feld-Haubitzen.

Ein Vorstoß dieser Panzer, zusammen mit Pionier-Sprengtrupps, bis zur Shisdra-Furt scheiterte an der starken feindlichen Abwehr und der Unbeweglichkeit der Panzer infolge der schlechten Wegeverhältnisse.

Die eingesetzten Kräfte der Gruppe Hülle reichten für einen nochmaligen Gegenstoß nicht aus, die Einheiten waren außerdem durch die hohen Verluste stark geschwächt.

 Da der Division jegliche Reserve fehlte und ein Zuführen von Einheiten aus anderen Abschnitten nicht möglich war, entschloss sich die Division von einem weiteren Angriff abzusehen.

Den Einheiten wurde deshalb das Halten des gewonnenen Geländes befohlen.

 

Da sich die Wegeverhältnisse weiterhin permanent verschlechterten, wurden die Wege im Divisions-Abschnitt für jeglicher Fahrzeug-Verkehr gesperrt.

Die Shisdra begann mittlerweile zwar aufzutauen, die dadurch erhoffte Wirkung als Barriere zwischen den Fronten und ein damit einhergehendes Abflauen der Kämpfe, insbesondere bei Klinzy, trat jedoch noch nicht ein.7

 

Der kommandierende General des Korps ließ sich am gleichen Tag auf dem Divisions-Gefechtsstand vom Kommandeur über die Lage bei Klinzy berichten.

Er sprach der Division seine vollste Anerkennung für die Leistungen während der Abwehrkämpfe seit dem 2. April aus.

Bis 11.4. abends wurden im Abschnitt Klinzy 560 Gefallene des Gegners gezählt, 108 Soldaten wurden gefangengenommen. Dazu wurde umfangreiches Material erbeutet, darunter eine Pak, leichte und schwere MG, sowie Gewehre und zahlreiche Munition.

Am Vormittag des 12. April griff der Gegner erneut mit Unterstützung von drei Panzern die 1,5 km nördlich Klinzy stehenden deutschen Kräfte an.

Bei der Abwehr des Angriffs traten wieder erhebliche eigene Verluste ein.

Dies machte es notwendig, die Gruppe weiter zu verstärken.

Dazu wurden aus dem linken Abschnitt die 4./AR 211, ein MG-Zug des IR 317, die 2./IR 317, sowie Teile der Stabskompanie des I./IR 317 in Marsch gesetzt.

Am Nachmittag versuchte der Gegner erneut mehrmals die Stellungen zu durchbrechen, konnte jedoch jedes Mal zurückgeschlagen und die Stellungen gehalten werden.

Gegen Abend flauten die Kämpfe langsam ab.8

In der Nacht wurde die Ablösung der seit zwei Tagen ununterbrochen kämpfenden und stark geschwächten Kompanien durchgeführt;

teilweise betrug die Kampfstärke einzelner Kompanien nur noch 25 bis 30 Mann.

 

Am 13. April setzte starker Schneefall ein, der jegliche Kampfhandlungen unterband.

Es bestand außerdem der Eindruck, das der Gegner durch seine schweren Verluste zu geschwächt war,

um weitere Angriffe durchführen zu können.

 

Bei Klinzy und im linken Abschnitt herrschte, bis auf beiderseitige Spähtrupptätigkeit, Ruhe.

 

Trotz des Schneesturms stieg das Wasser der Shisdra ständig, nun auch bei Budskije Wyselki.

Es entstanden überall Überschwemmungen und versumpfte Stellen, die nicht durchschritten werden konnten.

Die Wege waren so aufgeweicht, das Truppenbewegungen fast unmöglich wurden.

 

Aufgrund der schweren Verluste der Sowjets ließ langsam der Widerstand im Resseta-Shisdra-Dreieck nach.

Dadurch gelang es der Gruppe Flinzer im Abschnitt des IR 365 am nächsten Tag bis zur Resseta-Mündung durchzustoßen.

Damit befand sich im gesamten Divisions-Abschnitt kein Gegner mehr auf dem südlichen Shisdra-Ufer.

 

Da die Shisdra nun großräumig als nachhaltige Barriere zwischen den Fronten wirkte,

kamen auch die Kampfhandlungen langsam zum erliegen.

 

Die Abwehrkämpfe seit Anfang April kamen damit zu einen gewissen Abschluss.

 

Die Abwehrkämpfe der Division in der Zeit vom 2. bis 14. April 1942 würdigte der Divisionskommandeur im

Tagesbefehl vom 15. April 1942.9

 

Insgesamt hatte der Gegner in über 30 Angriffen und zahlreichen Stoßtrupp-Unternehmen versucht, die Shisdra-Front zu durchbrechen.

Alle Angriffe konnten, teilweise durch Gegenstöße und Gegenangriffe, abgewehrt werden.

Es wurden über 1800 sowjetische Gefallene gezählt, die Zahl der Verwundeten wurde auf 3000 bis 3500 geschätzt.

171 sowjetische Soldaten konnten gefangen genommen werden oder liefen über, darunter drei Offiziere.

Weiterhin konnte umfangreiches Gerät erbeutet oder zerstört werden.

 

Die eigenen Verluste betrugen:

6 Offiziere gefallen,7 verwundet;

100 Unteroffiziere und Mannschaften gefallen, 374 Verwundete, 13 Vermisste.

 

Der Kommandeur bezeichnete die Kämpfe als „großen Abwehrsieg“.

 

Die Shisdra stieg weiter; die Ufer waren bereits im gesamten Divisions-Abschnitt verschlammt.

 

Mit Fortschreiten der Schneeschmelze wurden überall im Divisionsabschnitt sowjetische und auch früher verlegte deutsche Minen frei.

Sämtliche Straßen und Wege mussten auf Minen abgesucht werden; teilweise gab es durch die Minen auch Unglücksfälle.

Alleine am 15. April wurden durch Pioniere 88 Minen aufgenommen oder gesprengt, bis 16. April abends 82 weitere.

Die Shisdra war mittlerweile soweit gestiegen, das sie im gesamten Divisionsabschnitt als Hindernis wirkte; das Wasser stieg täglich um ungefähr ½ Meter.

 

Am 18. April wurden weitere 88 Minen durch Pioniere entschärft.

 

Ab 19. April übernahm das XLVII. Panzer-Korps den Befehl im bisherigen Bereich des XXIV. Panzer-Korps.

 

Am Vormittag wurde das Krankenhaus Dubrowka durch gegnerische Artillerie beschossen, die dort liegende Beobachtungs-Stelle der 9. Batterie wurde dabei durch Volltreffer zerstört, es gab jedoch keine Toten.

 

Die Shisdra stieg um weitere 30 – 40 cm und erreichte damit ihren vorläufigen Höchststand.

 

In den letzten Tagen überflogen gegnerische Flugzeuge regelmäßig zwischen 21 – 23 Uhr den Abschnitt der Division in Nord-südlicher Richtung.

Im Waldgebiet südwestlich Poljudowo aufsteigende Leuchtkugeln ließen darauf schließen, das die Flugzeuge in Verbindung mit dort vermuteten Partisanengruppen standen.

 

Beim Gegner wurden am Tage Schanzarbeiten an der gesamten Front beobachtet.10

 

Am 20. April wurde, soweit möglich, in kurzen Appellen des Geburtstages des Führers gedacht.

Den Appell für den Divisionsstab und das Stabsquartier hielt der Divisionskommandeur persönlich.

 

Gemäß Korpsbefehl wurde der Division am gleichen Tag das Pionierbataillon 10 mit Stab und der 1. und 2. Kompanie unterstellt.

Das Bataillon stand zur Verfügung der Division und wurde im Stellungsbau eingesetzt.

 

An der Front gab es nur gegnerisches Artillerie-Störfeuer auf Klinzy, Gegend Buda – Marinka, sowie Dubrowka und Kremitschnoje.

 

Im Divisionsbereich wurden am Tage weitere 146 Minen aufgenommen oder gesprengt.
 

Der Wasserstand von Shisdra und Resseta ging nun langsam zurück, gleichzeitig besserte sich etwas der Wegezustand an den Stellen,

die direkter Sonneneinstrahlung und Wind ausgesetzt waren.

Der Zustand der Wege in den Wäldern wurde dagegen von Tag zu Tag schlechter.

Dadurch war beispielsweise ein Stellungswechsel von Geschützen nicht mehr möglich; bespannte Einheiten konnten maximal ein bis zwei Kilometer in der Stunde zurücklegen.

Durch die schlechten Wegeverhältnisse und die daraus folgende Beanspruchung, sowie durch unzureichende Futterrationen verschlechterte sich der Zustand der Pferde zusehends.

 

Nach Korpsbefehl musste die am Waldrand nördlich Budskije Wyselki eingesetzte Aufklärungs-Abteilung 10 bis 23. April abgelöst werden.

Die Abteilung musste bis zum 23. April im Raum um Paliki versammelt sein, um nach Shisdra transportiert zu werden.

Dort sollte sie als Korpsreserve zur Verfügung stehen.

 

Am 22. April wurde die Abteilung durch die 3./IR 317 abgelöst.

 

Bei der ehemaligen Shisdra-Brücke nördlich Klinzy überquerten am Tag drei sowjetische Soldaten mit einem Floß den Fluss und liefen über.

An der Front gab es ansonsten keine besonderen Vorkommnisse.

Das Wasser der Shisdra sank im Laufe des Tages um weitere 10 bis 15 cm.

 

Durch Befehl des Oberkommandos der 2. Panzerarmee wurde das der Division unterstellte II./IR 406 aufgelöst.

Die zur Kampfstärke der Kompanien zählenden Unteroffiziere und Mannschaften traten zur Division und wurden zur Verstärkung der Gruppe Hülle verwendet.

Dadurch konnten der Gruppe 11 Unteroffiziere und 60 Mannschaften zugeführt werden.

 

Nach Korpsbefehl vom 23. April 1942 sollte die 4. Panzerdivision bis 25. April 1942 den Abschnitt Klinzy von der Gruppe Hülle übernehmen.11

Die II./AR 211 sollte dabei in ihren Stellungen verbleiben und der 4. Panzerdivision unterstellt werden.

Das abgelöste III./IR 317 sollte als Divisionsreserve nach Marinskij verlegt werden.

Den Abschnitt nördlich Budskije Wyselki, der durch die 3./IR 317 besetzt war, sollte das II./IR 356

übernehmen.

 

Ab 25. April 1942 konnte die Division gemäß Korpsbefehl damit rechnen, dass die an die 339. Infanteriedivision und 17. Panzerdivision

abgegebenen Einheiten ihr in den ersten Maitagen wieder zugeführt wurden.

Damit verbunden war das Herauslösen des I./SR 40 aus dem Divisionsverband.

 

Dies alles machte eine neue Gliederung der Verbände, sowie eine neue Abschnittseinteilung notwendig.

 

Dazu sah die Division unter anderem folgendes vor:12

 

Nach diesen Maßnahmen waren im gesamten Abschnitt nun drei Regimenter mit je zwei Bataillonen eingesetzt.

Eine Reserve bestand nur in der Form einer Panzerjäger-Kompanie und des Pionierbataillons 211.

 

An der Front gab es außer lebhaftem feindlichen Artillerie-Störfeuer keine besonderen Ereignisse.

 

Am 26. April befahl die Division, namentlich in Frontabschnitten mit schlechten Sicht- und Beobachtungsverhältnissen,

die Aufklärung des nördlichen Shisdra-Ufers durch unregelmäßig durchzuführende Schlauchbootunternehmen.

Ein erstes Unternehmen im Abschnitt des IR 356 stellte das nördliche Shisdra-Ufer auf einer Länge von fast 400m feindfrei fest.

Landungsversuche am Ufer waren zwecklos, da das Ufer komplett versumpft war.

 

Am 27. April wurde festgestellt, das der Gegner die Bahnlinie Suchinitschi – Dubrowka wieder über den Bahnhof Dubrowka hinaus,

bis an die Krümmung 2km nordostwärts der Eisenbahnbrücke, befuhr.

Aufgrund des regen Verkehrs auf der Strecke rechnete man mit starkem Nachschub an Munition, Waffen und Gerät auf gegnerischer Seite.

 

Zum ersten Mal seit Beginn der Überschwemmungen der Shisdra am 14. April unternahm der Gegner am 30. April wieder einen Vorstoß gegen die deutschen Stellungen.

Ein Stoßtrupp in Stärke von ungefähr 70 Mann setzte in Schlauchboten über die Bryn und ging nach starker Artillerievorbereitung gegen

die Dünenstellung am Shisdra-Bryn-Zusammenfluss 2,5km nordwestlich Dubrowka vor.

Der Angriff konnte abgewehrt werden; in einem sofortigen Gegenstoß konnten fünf sowjetische Soldaten gefangen genommen werden und

zahlreiche Waffen und Gerät erbeutet werden. Die Reste des Stoßtrupps wurden wieder über die Bryn zurückgetrieben.

 

Es zeigte sich bei diesem gegnerischen Unternehmen, auch in Übereinstimmung mit den eigenen Ergebnissen der Schlauchbooterkundungen,

das die verschlammten Ufer der Shisdra jegliche größere Aktion nicht zuließen.13

 

Am Vormittag des Tages gab es stärkeres gegnerisches Artillerie-Störfeuer im Raum Dubrowka – Buda.

Es bestand der Eindruck, das der Gegner über reichlich Artillerie-Munition verfügte, die er auch für heftiges Störfeuer einsetzte,

ohne jedoch größeren Schaden anzurichten. Obwohl keine gegnerische Überlegenheit hinsichtlich der Anzahl der Batterien bestand,

war die eigene Artillerie jedoch durch Munitionsmangel stark eingeschränkt.

Es wurden deshalb für die Batterien „Schießtage“ bestimmt, an denen die an den anderen Tagen gesparte Munition in zusammengefasstem

Feuer auf ein Ziel verschossen wurde.14

 

Ab 2. Mai verschlechterte sich das Wetter.

Die Wege, die schon abgetrocknet und zum Teil befahrbar waren, wurden durch anhaltenden Regen wieder aufgeweicht.

Auch die Shisdra begann wieder zu steigen. Die Versorgung im rechten Divisions-Abschnitt war nur noch mit Tragtieren möglich.

 

Im Abschnitt des IR 317 gab es den ganzen Tag wieder schwaches Artillerie-Störfeuer auf Dubrowka, die Stellungen nördlich Kremitschnoje,

den Weg Usty – Kremitschnoje, sowie den Bahnhof Paliki.

Es war immer das Störfeuer der gegnerischen Batterien bei Chotisino.

Nach Beobachtungen hatte der Gegner dort zwei bis drei 12,5cm-Batterien in Stellung gebracht.

Die eigene Artillerie bekämpfte die am Südostausgang von Chotisino stehende Batterie am Tage mit gut beobachteter Wirkung.

 

Am 5. Mai ritten der Divisionskommandeur und Ia in den Abschnitt Kremitschnoje, und besichtigten die Dünen-Stellung am Zusammenfluss von Shisdra und Bryn.

Diese stellte sich mehr und mehr als Schlüsselstellung des Abschnitts heraus.

Als Ergebnis dieses Besuches wurden Befehle zum Ausbau der Stellung, insbesondere zur Schaffung von starken Drahthindernissen und eines Minengürtels, ausgegeben.

 

Das Wetter verschlechterte sich weiter. Die Wege wurden dadurch so tief und grundlos, wie sie bis dahin noch nicht gewesen waren.

Die Shisdra war zwar in den letzten Tagen bis zu 10cm gefallen, man rechnete wegen des anhaltenden Regens jedoch wieder mit dem Steigen des Flusses.

 

Gegen 4.00 Uhr des 6.Mai griff der Gegner nach starker Artillerievorbereitung erneut die Dünenstellung mit ungefähr 100 Soldaten an.

Gleichzeitig erfolgte ein Angriff gegen das Forsthaus 3 km nordwestlich Dubrowka. Beide Angriffe konnten abgewehrt werden.

Die dauernden Angriffe auf die Dünenstellung zeigten erneut die Wichtigkeit die der Stellung für die Verteidigung und die weiteren Angriffsbemühungen des Gegners zu kam.

 

Zum weiteren Ausbau wurde die 1./Pionierbataillon 211 schwerpunktmäßig an der Dünenstellung eingesetzt und so untergebracht,

dass sie jederzeit zur Verstärkung der Stellung bereit stand. 15

 

Am 10. Mai blieb ein eigenes Schlauchbootunternehmen zur Erkundung des Gegners auf dem nördlichen Shisdra-Ufer im Schlamm des südlichen Ufers stecken.

Dies zeigte erneut, dass der Fluss ein wirksames Hindernis war und keine größeren Unternehmungen zuließ.

 

Der kommandierende General des XLVII. Panzerkorps besichtigte am 11. Mai den Abschnitt der Division.

In einem vorausgehenden Vortrag betonte der Divisionskommandeur eindringlich die Notwendigkeit der Zuführung von Ersatz für die geschwächten Einheiten.

Die Schwierigkeiten drückten sich beispielsweise in folgenden Zahlen aus:

Frontlänge: 25km

Kampfstärke der zur Verfügung stehenden Infanterie: 2399 Mann

Dies bedeutete auf 100m Frontbreite 10 Mann!

 

Im Laufe des 13. Mai liefen drei sowjetische Soldaten bei Budskiye-Wyselki, sowie sechs weitere nördlich Usty über.

Um die Neigung der sowjetischen Soldaten zum Überlaufen zu erhöhen, wurden von der Artillerie Rot-Weiß-Granaten,

die mit Flugblättern und Zeitungen befüllt waren, an verschiedenen Stellen der Front verschossen.

Außerdem wurden an der Front Transparente und Schilder mit der Aufforderung zum Überlaufen aufgestellt.

Weiterhin wurden aus Gefangenen gebildete „Sprechchöre“ eingesetzt. 16

 

Am 15. Mai 1942 wurde mit dem Bau einer Panzersperrlinie vor der rückwärtigen Stellung begonnen.

Durchführung und Leitung oblagen dem Kommandeur des Pionierbataillons.

Ihm wurden zum Bau der Strafvollsteckungszug, Teile der 3./Pionierbataillon 211, die Gefangenenkompanie,

sowie 200 Leute russischer Zivilbevölkerung unterstellt. Mit der Fertigstellung wurde frühesten nach sechs Wochen gerechnet.

 

Da es einige Tage sonnig und warm war, besserte sich die Wegelage zusehends.

Die Wege waren nun durchgehend für bespannte Fahrzeuge und geländegängige Kraftfahrzeuge befahrbar.

 

 

Südlich von Kolpina liefen am 16. Mai zwei sowjetische Soldaten über.

Sie gehörten dem Schützen-Regiment 1091 an und gaben am, dass sie durch die aufgestellten Plakate dazu bewogen worden waren.

 

 

Nördlich Usty wurden am 17. Mai Waldbrände beobachtet. Da sie augenscheinlich mit Öl oder Benzin genährt wurden, vermutete man,

dass der Gegner sich auf diese Weise ein besseres Schussfeld schaffen wollte.

 

 

Nachdem Aufstellen der Schilder mit der Aufforderung zum Überlaufen auf der deutschen Seite, arbeitete der Gegner nun mit den gleichen Mitteln.

Ostwärts des Zusammenflusses von Shisdra und Bryn wurde ein Schild mit folgender Inschrift gesichtet:17

        „Deutsche Soldaten!

        Allen, die sich der Roten Armee ergeben,

        wird garantiert das Leben, gute Verpflegung und die Heimat nach Kriegsende.“

 

Die Wegelage besserte sich weiter. Das Bett der Shisdra wurde schmaler und die Versumpfung der Ufer ließ nach.

Man rechnete damit, dass der Fluss in den nächsten Tagen den Sommerstand erreichen würde.

 

In einem Ferngespräch am 18. Mai deutete der Ia des Korps gegenüber der Division an, dass diese

voraussichtlich wieder den Abschnitt Klinzy von der 4. Pz.Div. übernehmen solle

Eventuell sollte die Division auch noch die südlicheren Abschnitte „Chatkowo“ und „Moilowo“

übernehmen. Einzelheiten dazu wurden noch nicht mitgeteilt.

Die Abschnitte sollten durch zwei, von der 4. Armee wieder zugeführte, Bataillone übernommen werden.

 

Am 19. Mai wurde von der Division der Befehl zur Übernahme des Abschnitts „Klinzy“ durch das IR 365 ausgegeben,

gleichzeitig wurden die erforderlichen Marschbewegungen und Erkundungen eingeleitet.

Mit der Durchführung der Ablösung wurde der Kommandeur des IR 365 beauftragt; die Ablösung selber wurde für die Nacht vom 21. auf den 22. Mai 1942 befohlen.

Die vorgeschobene Stellung am Resseta-Shisdra-Dreieck war durch die III./IR 317 zu besetzten, das bis dahin Divisions-Reserve war.

 

Um 8:00 Uhr des 22. Mai übernahm die Division die Befehlsgewalt im Abschnitt "Klinzy", am 24. Mai den Befehl im gesamten bisherigen

Abschnitt der 4. Panzer-Division.

 

Von der 4. Panzer -Division verblieb nur die Gruppe „Mauss“ im Abschnitt und wurde der Division unterstellt.

 

Zur Unterstützung des Stellungsausbaus im Abschnitt wurden der Division am 30. Mai zwei RAD-Abteilungen unterstellt ( K 5/135 und K 10/133).

Die Einheiten trafen am Morgen am Bahnhof Paliki ein. Sie bezogen vorläufig Unterkunft in einem Zeltlager ostwärts Marinka und wurden zum Ausbau der Panzersperrlinie eingesetzt.

 

Als immer belastender für die Pferde und auch die Soldaten erwies sich in diesen Tagen das massenhafte Auftreten

von Stechmücken.

Bedingt durch die steigenden Temperaturen und die Überschwemmungsgebiete der Shisdra kam es zu einer wahren Mückenplage.

Die Pferde hatten besonders unter der Plage zu leiden, einige Pferde verendeten an Mückenstichen.

 

Auch die Soldaten wurden bei Ihrem Dienst und auch bei Kampfhandlungen extrem behindert.

 

Um 11:00 Uhr des 3. Juni 1942 fand bei der Division eine Kommandeurbesprechung statt.

Unter Punkt zwei der Besprechung wurden die kommenden Aufgaben des Korps und damit der Division 

im Rahmen der Heersgruppe Mitte besprochen:

 

Unter Punkt 10 wurde ein „rücksichtsloseres Verhalten“ gegenüber der Zivilbevölkerung gefordert, da diese immer noch

in Verbindung mit Partisanen stehen würde.

 

Weiterhin hielten alle Kommandeure die Seelsorge der Soldaten durch die Divisions-Pfarrer für unbedingt notwendig.

 

Am gleichen Tag stellte die Division einen „Russenzug“ aus Kriegsgefangenen und Überläufern auf. 18

Dieser wurden im Rahmen der 2./Pionier-Batallion 211 zur Bewachung der Bahnstrecke Sikejewo – Paliki eingesetzt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

... wird fortgesetzt!

 

Stand: 03. April 2013

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1    Vgl. Anlage 127 vom 1.4.1942

2    Anlage 128 vom 2.4.1942

3    Kriegstagebucheintrag vom 5.4.1942

4    Vgl. Anlage 143/144 v. 9.4.1942

5    Kriegstagebuch vom 9.4.1942

    6    Anl. 145/46 v 10.4.1942

7    vgl. Anlage 148 v. 11.4.1942

8    Anlage 149/50 v. 12.4.1942

9     Anlage 154 vom 15.4.1942

10   Anlage 161 vom 19.4.1942

11   vgl. Anlage 166 vom 23.4.1942

12   nach A170 v. 26.4.42

13   Anlage 178 v. 30.4.42

14   Kriegstagebuch vom 30.4.42

15   Anlage 186 v. 6.5.1942

16   Kriegstagebuch vom 13.5.1942

17    Anlage 202 v. 17.5.1942

18   Kriegstagebuch vom 3.6.1942