Die rheinische

 

1939

-

1945

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 1

 

Aufstellung bis 31.Dezember 1939

 

 

 


 

 

 

 

Die Ursprünge, die zur Aufstellung der 211. Infanteriedivision führten, reichen bis in das Jahr 1936 zurück.

Im Zuge der Aufstellung der Landwehr wurden sogenannte "Landwehr-Offiziers-Gemeinschaften (LOG's) gebildet.

 

Beispielsweise für das spätere Infanterieregiment 317 in Köln:

Es wurden dort durch den Ausbildungsleiter Köln drei LOG's gebildet:

LOG Köln (später I./IR 317), LOG Solingen (später II./IR 317) sowie LOG Opladen (später III./IR 317.)

 

Weitere LOG's gab es für Bonn (später IR 306) und Euskirchen (später IR 365).

 

Die geheime Mobilmachung wurde durch die Durchgabe von sogenannten "Vorbereitungsstichwörtern" eingeleitet.

Mit der Durchsage des X-Tages am 26. August 1939 erfolgte dann die offizielle Mobilmachung der Division

gemäß Mobilmachungsplan.[1]

 

Bereits nach vier Tagen waren die Einheiten der Division marschbereit.

 

Diese wurden vom 31.8 - 2. 9. 1939 in den Vesammlungsraum Olsheim - Prüm - Pronsfeld - Schönecken - Gerolstein -

Duppach in der westlichen Eifel transportiert, die Masse im Eisenbahntransport, Teile im Landmarsch.

 

Am 1. September 1939 wurde die Division dem VI. A.K. unterstellt und übernahm am 3.9. 1939 den Abschnitt "Schnee-Eifel".

Sie ersetzte das dort eingesetzte IR 65.

 

In der Nacht vom 3. auf den 4. 9. sollte die endgültige Ablösung der dort befindlichen Truppen erfolgt sein.

Die Einheiten der Division, dort noch befindliche Grenzwacht-Truppen sowie RAD-Einheiten wurden einem Abschnittskommandeur unterstellt[2]

 

Dabei wurden folgende Einheiten der Division eingesetzt:

III./IR 306 im nördlichen Abschnitt , II./IR 365 Mitte, sowie III./IR 317 im südlichen Abschnitt.

Des weiteren eine Batterie III./AR 211 im Nordabschnitt, I./AR 211, eine Batterie IV./AR 211,

eine Kompanie Pi.Btl. 211, sowie eine Kompanie Pz.Abw.Abt. 211.

 

Schwerpunkt der Abwehr sollte bei Ormont sowie im südlichen Abschnitt liegen.

 

Nach der Übernahme des Kommandos sollte der sofortige Ausbau der Westwall-Stellungen vorangetrieben werden.

 

Am 4. September übernahm die Division gemäß Korpsbefehl den Abschnitt "Burg Reuland"[3]

 

Am 8.9. wurde mit Korpsbefehl Nr.14 der folgende Truppeneinsatz befohlen:[4]

 

" 211. Div. bildet 3 Regimentsabschnitte und setzt 7 Bataillone in vorderer Linie ein, um eine wirksame Verteidiging des Festungskampffeldes zu gewährleisten ... Brennpunkt der Verteidigung ...: Gegend Brandscheid und Wehrbuschriegel."

 

Dabei wurden eingesetzt:

Reserven waren II./317, sowie III./IR 365 als Divisionsreserve.

 

Schwerpunkt sollte dabei auf der Verstärkung und Ausbau der Stellungen gelegt werden.
 

Dabei lautete der Kampfauftrag wie folgt:

 

        1.) Fall "Belgien Neutral":

         Division verteidigt sich in Linie Dackscheid – Wehrbuschriegel

        2.) Fall "Belgien Feind":

        Division verteidigt sich in der ausgebauten Festungskampflinie

        Brandscheid – Habscheid – Leidenborn – Roscheid

 

Die folgende Karte zeigt die ungefähre Lage der Einheiten Anfang September:[5]

 

 

(Für detaillierte Ansicht in die Karte zoomen)

 

Sehr beliebt, insbesondere bei den Angehörigen des IR 317, die ja mehrheitlich aus dem Großraum Köln kamen, war zu dieser Zeit das

"Kölsch Bunkerleed"[6]

(Melodie: "Heimweh nach Köln", Willy Ostermann 1936)

 

Wenn ich esu an die Eefel denke,

un sin die Bunker für mir stonn,

mööch ich direk ming Flint verschenke,

un mööch zo Fooß no Kölle jonn.

 

Wenn ich esu an die Köch he denke,

un sin dä Kappes für mir stonn,

mööch ich direk dä Fraahs verschenke,

un mööch zoo Fooß no Mutti jonn.

 

Wenn ich su an dä Fussel denke,

un sin dä Doll su für mir stonn,

un sin en dann nom Strühsack schwenke,

dä Kääl moß vor Schaubau verjonn.

 

Wenn ich su an die Bunker denke,

Un liije ovends schon om Brett,

Dann hees et plötzlich Schwengel schwenke,

Et es em Kreech doch nit mie nett.

Dä Kommandeur vom Regimente,

datt Bier er uns verbodde hätt,

meer han jesoffe wie die Senke,

Ne jeder ungerm Desch ald log.

 

Un soll et Jlöck uns nit verlosse,

un mir die Heemat widder sin,

dann sin verjesse Eefler Stroosse,

die Bunker mir von fäänds besinn.

 

… "

 

 

Die Division verblieb den restlichen Monat September in diesem Bereich.

 

Am 28.9. wurde der Nordteil des Abschnitts "Burg Reuland" durch die 87. Infanteriedivision übernommen

Der neue Abschnitt ging nun von Habscheid bis Langfuhr, mit einer Breite von 14 km.

 

Die folgende Karte zeigt die Lage ungefähr Ende September/Anfang Oktober 1939:

 

 

 

(Für detaillierte Ansicht in die Karte zoomen)

 

Am 3.Oktober erreichten die Division die "Richtlinien für den Stellungsbau" des A.O.K. 5. [7]

 

Ziel des weiteren Ausbaus der Stellungen im Bereich der 5. Armee sollte die dauernde Verbesserung der Verteidigungsfähigkeit in der ersten Stellung, sowie der Ausbau der rückwärtigen Stellungen und Riegelstellungen sein.

Den Ausbau der ersten Stellungen leiteten dabei die Generalkommandos, die der Riegelstellungen der Ober-Baustab 16.

 

Die Division gehörte dabei, ebenso wie die 216. und 87. Division, zum General Kommando Nord.

Dazu gehörten an Baukräften:

Festungspionierstab mit Zivilarbeitern, die Baubataillone 245, 247, 257,

sowie die RAD- Gruppen VI und VII mit 18 Abteilungen.

(Ergänzung:

Dem Ober- Baustab 16 oblagen dabei folgende Aufgaben in Bezug auf den Ausbau der rückwärtigen Stellungen:

Ausgebaut werden sollten:

 

        - die Prüm-Stellung mit dem Prüm-Kyll-Riegel

        - die L.V.Z. (?) Mosel-Ruwer bis Hermeskeil und

        - die vorgeschobene Enz-Stellung)

 

Beim Generalkommando Nord (zusammen mit Generalkommando Malberg) befanden sich im Bau:

 

        120 Bauwerke,

        135 Gruppenunterstände, sowie

        1km Höcker-Hindernis

 

Neu gebaut werden sollten (im Bereich Generalkommando Nord):

 

insgesamt 12 6-Schartentürme,

                 7 Artillerie-Beobachtungsstände, sowie

                 45 Unterstände

 

 

Dabei galt der folgende Kampfauftrag für die Division:[8]

 

    „1.)  Allgemeine Gesichtspunkte:

 

            Beim feindlichen Angriff auf das Festungskampffeld ist mit

            4 Stoßrichtungen zu rechnen:

            a)   aus Gegend Eigelscheid und südl. in Richtung Habscheid,

                 Hernack B. zum Durchstoß auf Pronsfeld,

            b)   über Linie Bock - Lützkampen in Richtung Losenseifen,

            c)   nach Durchbruch südl. Wehrbusch in Richtung Eschfeld,

                 Obr.Üttfeld oder

            d)   über Arzfeld, Lichtenborn auf Lünebach.

 

    2.)     Kampfauftrag für die Unterabschnitte:

 

        a) Unterabschnitt Nord (J.R.317)

 

            Im Unterabschnitt Nord sind zwei Schwerpunkte zu bilden und

            zwar bei Habscheid und in Gegend Losenseifen mit sogenannter

            "Bastei" westl. der Straße Ndr.Üttfeld - Habscheid.

            Der Gegend um P. 543 (Straßendreieck 2 km nordwestl. Habscheid

            kommt wegen der günstigen Beobachtungsmöglichkeit für den

            Feind gegen das Festungskampffeld besondere Bedeutung zu.

            Daher dort starke Gefechtsvorposten!

            ...

           Der Losenseifen bildet ein erstrebenswertes Ziel für einen

            feindl. Durchbruch über Gr.Kampenberg.

            ...

            Zu seiner Verteidigung muß hauptsächlich die

            restlose Beherrschung der an den Flanken liegenden Mulden

            sichergestellt sein.

 

       b) Unterabschnitt Mitte

 

           Der Unterabschnitt Mitte ist der wichtigste Abschnitt

            ...

 

            In Gegend Wäldchen westl.Berg sind Stellungen für Schweige MG.,

            die Schußrichtung vor die H.K.L. im Unterabschn.Mitte haben, zu

            schaffen. Diese Schweige M.G. können ... dem über die Linie Diedrichs-

            born - Lützkampen Richtung Losenseifen angreifenden Gegner schwe-

            re Verluste durch Feuer in die in nordsüdlicher Richtung verlaufenden Mulden beibringen.

            Verlegung eines Minenfeldes südl. der Linie Berg- Gr.Kampenberg durch Pi.211 ist vorgesehen.

 

       c) Unterabschnitt Süd.

 

            Im Unterabschnitt Süd werden nunmehr 3 Batle eingesetzt, um die

            vorgeschriebenen Batls.-Abschnittsbreiten zu erreichen. Beim

            rechten Batl. ist die Beherrschung des Primmer Bach Grundes wichtig, der sich zu einem feindl. Durchstoß auf die

            Straßenschleife ostw. Leidenborn anbietet.

            Das mittlere Batl. ist so einzusetzen, daß es die Höhe bei Thomashaus, Kopp, Sack und Keilert B. halten kann.

            Das südl. Batl. hat das Gelände südl. des Irsengrundes bis zur Div.Grenze zu halten.

   

            ...

   

            Der Hauptwiderstand wird im Hauptkampffeld geleistet

            ...

            Der Wehrbusch selbst ist durch Sperrungen, Verdrahtungen und

            Minenanlagen ...  für alle Feindwaffen vollkommen unzugänglich zu machen.

            Verteidigung am Nordufer des Irsengrundes: Höhe bei Thomashaus - Kopp - Sack - Höhe südl. Reiff

            ist vorzubereiten.

 

 

    3.)    Kampfaufträge für die Artillerie:

           

            ...

            b) Gliederung der Artillerie der Div. für den Kampf aus dem Festungskampffeld heraus.

                   

                    Die Artillerie der Div. unter Führung des Kdeurs A.R.211

                    gliedert sich in:

 

                    Untergruppe     Nord, I./A.R.211  nördl.Masthorn

                            “               Mitte III./A.R.211 Retzfeld -Obr. Uttfeld

                            “                Süd II./A.R. 211  Binscheid

 

                    schwere Gruppe IV./A.R.211      um u. ostw.Obr. Üttfeld

 

                    IV./A.R. 257     Ndr.Üttfeld - Binscheid

     c) Beobachtungs-und Wirkungsstreifen:

                Untergruppe Nord       Habscheid - Winterscheid – Groß

                in den Raum:               Kampenberg

 

                Untergruppe Mitte       Eigelscheid - Harspelt - Leidenborn

                in den Raum:

 

                Untergruppe Süd         Lützkampen - Welchenhausen Daleiden

                in den Raum:               Reiff

 

                schwere Gruppe:         Habscheid- Lommersweiler - Burg Reuland

                in den Raum:               Lieler - Tentis Mühle - Daleiden - Reiff

    ...

     

    e) Zusammengefaßtes Feuer ist sicherzustellen:

            westl. Straßendreieck (2km nordwestl. Habscheid)

            auf Heckhuscheid

            auf Dackscheid

            in den Raum:   a) Gr.Kampenberg - Berg - Diedrichsborn / Lützkampen

                                     b) Lützkampen - Nöll - Harspelt - Irsengrund

 

           ...

 

    4.) Kampfaufträge für die Panzer-Abwehr-Abteilung:

 

         Einsatz ist vorzubereiten:

         a) auf Hernack B. (P.511) (1 Kp.)

         b) auf Losenseifen (2 Kpn.)

         c) In Gegend Straßengabel nordostw. Eschfeld (2 Kpn.)

         d) südl. Lichtenborn (2 Kpn.)

 

    5.) Kampfauftrag für Pi.-Bataillon (nur für den Kampf aus dem Festungskampffeld)

         

         Einsatz ist vorzubereiten:

         a) zum Bau einer Sperrzone in den Waldstücken nordostw., ostw.und südostw. Losenseifen

             von Retzfeld bis nördl. Stalbach.

         b)Zum Einsatz im Irsengrundriegel:

            südl. Thomashaus - Kopp - Sack - Haustrich.

...“

 

Anfang Oktober wurde der Kampfwert der Division wie folgt beurteilt:[9]

 

    "...

       a)  für Bewegungskrieg:                            nicht ausreichend,

       b)  für Verteidigung an Nebenfronten:    ausreichend,

       c)  für Verteidigung an Hauptfront:        ausreichend bei schmalen Fronten."

 

 

Nachfolgender Text schildert die Versorgungslage der Division Anfang Oktober:[10]

 

 

    “ Betr.: Versorgungslage der 211. Div.

 

 

An das

Generalkommando VI. A.K.

Malberg

 

  A. Kraftfahrzeugwesen

 

        Ein Teil der Kfz. ist für den Winter in der Eifel nicht geeignet.

        Etwa ein Drittel der angekauften L.K.W. und  P.K.W. sind bereits  so ausgefahren,

        dass sie bei Schneeglätte in den Steigung voraussichtlich versagen werden.

        Auch ein großer Teil der Kräder,  ... sind für die hiesigen Verhältnisse,

        insbesondere für die zum großen Teil erheblichen Steigungen schon  jetzt ungeeignet.

        ...

   

        Die vorhandene Bereifung ist durchweg unzureichend.

        ...

 

  B. Deckungs- und Hindernisbaustoffe

 

        Beim Einsatz der Div. waren in Abschnitt ausser den Bunkern nur wenige Anlagen zur

        Verteidigung vorhanden.

        Die Div. hatte daher einen sehr starken Bedarf an Werk- u. Schanzzeug und an Deckungs- und Hindernisbaustoffen.

        ...

 

  C. Unterkunft

 

        Die wenigen kleinen im Div.-Abschnitt vorhandenen Ortschaften

        reichen zur Unterbringung der nicht eingesetzten Teile -insbesondere der Pferde - nicht aus.

        Es müssen behelfsmässige Unterkünfte gebaut werden.

        Das zur Verfügung gestellte Material- etwa 15 bis 20 cbm. Schnittholz je Tag - reicht hierzu nicht aus. Auch die der Div.

        zur Verfügung stehenden Sägewerke Pronsfeld und Lünebach sind ... nicht in

        der Lage, den Bedarf der Div. an Schnittholz zu befriedigen. Die Div. ist weiterhin auf den Nachschub von mindestens

        30 cbm. Schnittholz je Tag angewiesen, um die notwendigen Unterkünfte für Mann und Pferd zu bauen.

        ...

 

        Dringend notwendig ist aber nach wie vor die baldige und ausreichende Anlieferung von Baracken

        zur Unterbringung von Mannschaften und Pferden.

        ...

 

        Wichtig ist auch die baldige und ausreichende Anlieferung von Öfen...

        Es werden noch rd. 1000 Stück benötigt.

        ...

   

        Brennholz ist z.Zt. noch ausreichend in den Wäldern des Div.-Abschnittes vorhanden.

        Die Anlage von Kohlenmeilern zur Herstellung rauchloser Holzkohle für die Bunker ist durch einen Fachmann im

        Div.- abschnitt erkundet. Meiler sollen in den nächsten Tagen in Betrieb genommen werden.

        Lagerstroh für die Truppe ist nur schwer zu beschaffen. Lieferung auf dem Nachschubweg ist erwünscht .

        Erwünscht ist die Belieferung mit Strohsäcken, es besteht ein Bedarf von rd. 5000 Stück

         ...

 

    D. Verpflegung

 

        Die angelieferte Verpflegung war gut und reichlich.

        ...

 

        Die Versorgung mit Frischfleisch ist ausreichend und gut.

        ...

 

        Die zugewiesenen 10 Feldbacköfen sind durchweg älterer Bauart und zum Teil schadhaft.

        ...

        Soweit möglich, sind ortsfeste Bäckereien in Anspruch genommen.

        ...

 

    E. Winterbekleidung

 

        An Winterbekleidung fehlen der Div. noch Fingerhandschuhe, Kopfschützer, Unterjacken, Pelzmäntel,

        Filzschuhe und Übermäntel

        Die Belieferung durch den Ers.-Truppenteil ist beantragt.

        Ob eine Belieferung in absehbarer Zeit möglich ist, erscheint fraglich, sodass die Beliefern

        durch ein Bekleidungsamt oder durch Firmen notwendig erscheint.    

        Die Div.-Marketenderei ist eingerichtet. Verkauf findet

        statt, Erfahrungen sind noch nicht gesammelt.

 

    F. San.-Wesen

 

           Die Belieferung mit Vorbeugungstabletten gegen Grippe und Halskrankheiten, Chininperlen, Frostschutzsalbe,

        medizinischen Tees und Einreibemitteln ist erwünscht.

        Erwünscht ist ferner die weitere Belieferung mit Alkohol,   

        um bei besonders ungünstiger Witterung einen Zusatz zum Tee ausgeben zu können.

       

         ...

 

    J. Wegenetz:

 

        Bei starkem Schneefall ist Streuen der grossen Strassen unbedingt erforderlich.

        ... ”

 

 

 

 

Im Zeitraum vom 23. bis 28. Oktober erreichte die Division ihren neuen Unterkunftsraum westlich von Bonn, ungefähr

Großraum Zülpich - Bad Münstereifel - Euskirchen.

 

Dazu Auszüge aus den Erfahrungsberichten einzelner Einheiten über die Bewegung:[11]

 

"Inf.Rgt. 306:

Von der Division war die Dauer der großen Rast unter einer Stunde befohlen.

Es hat sich ergeben, daß dies bei der schlechten Witterung als zu lang empfunden wurde.

Die erhitzten Männer und Pferde fingen an zu frieren und wären gerne schon nach dem Verzehr

des Kaffees - also nach 30 Minuten - weitermarschiert.

...

 

Die Stimmung der Truppe war trotz der großen Anstrengung gut- Sie ist stolz auf ihre Leistung.

Es muß noch hervorgehoben werden, daß altgediente Leute die zuverläßigeren und tatkräftigeren waren.

...

 

Inf.Rgt. 317:

...

Es wurden zwei Versuche gemacht:

1.)    Vor dem Marsch warmes Essen, während des Marsches Kaffee oder Tee mit Rum.

2.)    Vor dem Marsch kaltes Essen mit Kaffee, während des Marsches warme Suppe.

Der zweite Versuch hat sich als zweckmäßig erwiesen.

...

Rasten von einer Stunde waren bei der kalten Witterung zu lang.

...

 

Artl.Rgt. 211:

...

Da der Marsch der Abteilung vielfach durch Schlamm, Schneematsch und dergl. ging, zeigte sich

die schlechte Qualität der Stiefel.      

In zahlreichen Fällen lösten sich die nicht genagelten, sondern aufgeklebten Sohlen und Absätze,

sodaß die Leute zum Teil keine Sohlen oder Absätze mehr unter den Stiefeln hatten.

 

... "

 

Am 24.Oktober erging vom Korps Befehl über die "weitere Ausbildung und Erziehung der Truppe":[12]

 

"  ...

    C) Erziehung und Ausbildung der Offiziere und Unteroffiziere.

        ...

       Die Erziehung zu offiziermässigem Denken und Handeln (Führerstandpunkt!), zu Härte gegen sich selbst,

        zu Verantwortungsbewusstsein und Tatkraft steht dabei im Vordergrund. Der Offizier

        ist über seinen eigenen Wirkungsbereich für das große Ganze verantwortlich.

        ...

        Der Krieg braucht "ganze Kerle" als Führer.

 

        ...

 

    D) Manneszucht

 

        Innerer Halt und äussere Haltung der Truppe bedürfen ständiger Beobachtung und Festigung.

        ...

        Vorbildliche Haltung des Vorgesetzten, in erster Linie des Offiziers, ist dabei Vorbedingung.

        ...

        Es darf in der Truppe kein Zweifel darüber herrschen, dass jeder, der den Tod in Ehren fürchtet,

        ihn in Unehren stirbt.

        ...

 

 

        Das Auftreten der Angehörigen einzelner Verbände in Köln bedarf der Verbesserung.

        ... "

 

 

Am 25. November wurde dem Generalkommando V.A.K. über den Stand der "Geistigen Betreuung" berichtet:[13]

 

"...

Über das Verhalten der Heimatfront wird verschiedentlich Klage geführt.

...

Es herrscht vielfach zu Hause eine vollkommen verkehrte Auffassung von den Aufgaben des im Westen eingesetzten Soldaten.

Man spricht von einer "Daumenkrankheit", von der alle Soldaten am Westwall befallen seien,

weil sie keine andere Beschäftigung hätten als Karten zu spielen.

Diese Meinung ist nicht etwa vereinzelt anzutreffen, sondern fast an jedem Biertisch, ...

Fest steht, daß die allgemeine Meinung in der Heimat ... unbedingt der Richtigstellung bedarf ... " [14]

 

Dazu aus der Chronik des IR 317 während der Grenzwachstellung in der Eifel:[15]

 

" Zu jenem Zeitpunkt setzten sich die Angehörigen ... des IR 317 noch aus den Jahrgängen der Jahrhundertwende (1895-1900) zusammen, die alle Unbilden und Anforderungen geduldig ertrugen, aber den Krieg nicht ganz ernst nahmen

und ihn bei Bitburger Bier und dem Gesang ihres Kampfliedes "Unrasiert und fern der Heimat, fern der Heimat, unrasiert"

zu vergessen suchten. "

 

 

 

 

 

 

 

 

Ende von Kapitel 1

 

 

 

Stand: 06. Juli 2010

 

 

 

 

 

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[1]  “Unternehmen Erinnerung”, S.13

[2]  Anlage 1+2 zum KTB 1 vom 1., bzw. 2.9.1939

[3]  Korpsbefehl Nr.8 vom 4.9.1939

[4]  Anlage 4 zum KTB 1 vom 8.9.1939

[5]  Erklärungen zu Organisations-Symbolen finden Sie u.a. hier!

[6]  “Unternehmen Erinnerung”, S.16/17

[7]  Anlage 8 vom 2.10.1939, alle weiteren Ausführungen ebenso.

[8]  Anlage 9a zum KTB 1 vom 3.10.1939

[9]  Anlage 10 vom7.10.1939

[10]  Anlage 11 zum KTB 1 vom 10.10.1939

[11]  Anlage 20 vom 21.11.1939

[12]  Anlage 21 vom 24.10.1939

[13]  Anlage 27 vom 25.11. 1939

[14]  Diese Phase des Krieges im Westen wurde auch als "Sitzkrieg" bezeichnet

[15]  "Unternehmen Erinnerung", S.14